Triest

„Wir verlassen den Wörthersee, den bekanntesten See Österreichs –. Mit rund 16 Kilometern Länge ist er der größte See Kärntens und seit über 150 Jahren ein echter Anziehungspunkt.

 

Der Name geht übrigens auf das Wort „Werder“ zurück, das soviel wie "Insel" bedeutet oder ‚erhöhtes Land im Wasser‘. Gemeint war ursprünglich die kleine Halbinsel von Maria Wörth, auf der die berühmte Kirche steht. Von dort übertrug sich der Name auf den gesamten See.

 

Schon im Mittelalter war der Wörthersee ein Wallfahrtsort. Besonders Maria Wörth zog Pilger an, die zur Kirche auf der Halbinsel kamen. Dort verehrte man Reliquien und suchte Trost und Heilung – ein wichtiges spirituelles Zentrum in Kärnten.

 

Später, im 19. Jahrhundert, kamen die ersten Sommerfrischler – wohlhabende Bürger aus Wien, Graz oder auch aus Italien. Sie suchten Erholung am Wasser, bauten Villen und Landhäuser und machten den See bald zum Inbegriff mondäner Sommerfrische. Ein besonderes Highlight war die Eisenbahnlinie Wien–Triest, die 1864 eröffnet wurde: Plötzlich war der See leicht erreichbar, und die Gäste strömten in Scharen herbei.

 

Aus dieser Zeit stammen auch viele prachtvolle Sommerresidenzen und Villen am Nordufer – oft in typischem Wörthersee-Baustil: helle Farben, Erker, Holzbalkone, ein Hauch von Romantik und Exotik.

 

Heute ist der Wörthersee ein Ort der Gegensätze: Er ist Pilgerstätte und Partystätte, Naturidyll und Filmkulisse. Berühmt wurde er durch den Kultfilm "Ein Schloss am Wörthersee“ mit Roy Black. Gleichzeitig zieht er jedes Jahr Sportler, Badegäste, Wanderer und Radfahrer an.

Doch ganz gleich, ob Wallfahrer, Sommerfrischler oder heutige Urlauber, alle suchen hier dasselbe: die besondere Mischung aus Natur, Kultur und Lebensgefühl. Und das ist es, was den Wörthersee bis heute so einzigartig macht.“

 

Vor uns taucht jetzt Villach auf – eine Stadt mit rund 65.000 Einwohnern, die größte in Österreich, die nicht Hauptstadt eines Bundeslandes ist. Sie ist heute das Tor zum Süden, ein Verkehrsknotenpunkt, wo Alpen und Adria sich die Hand geben.

 

Doch Villach trägt viele Schichten Geschichte in sich: Schon in der späten Jungsteinzeit lebten hier Menschen. Zur Römerzeit, ab 15 v. Chr., gab es in der Nähe eine Siedlung namens Santicum, wahrscheinlich bei den Thermalquellen von Warmbad. Später, um das Jahr 600, wanderten Slawen ein und gründeten Karantanien – ein kleines Fürstentum, das für Kärnten, die Steiermark und Slowenien prägend wurde.

 

Von 1007 bis 1759 gehörte Villach dem Hochstift Bamberg. Dann kaufte Maria Theresia die Stadt für eine Million Gulden – ein stolzer Preis für die Kaiserin.

 

Im Ersten Weltkrieg lag Villach nahe der Front zu Italien und wurde zum Sitz des Kommandos der 10. k.u.k. Armee. Im Zweiten Weltkrieg war es eines der größten Ziele alliierter Bombardements: 37 Angriffe, 42.000 Bomben – 85 % der Stadt wurden beschädigt. Nur Wiener Neustadt erlitt noch größere Zerstörung.

 

Heute wirkt Villach friedlich. Modern. Größter Arbeitgeber ist Infineon mit knapp 6000 Angestellten – Mikroelektronik statt Kanonendonner. Aber wenn man durch die Gassen geht, spürt man, dass hier Geschichte nie ganz verstummt.“

      

Arnoldstein liegt im Dreiländereck Österreich–Italien–Slowenien. Schon im 11. Jahrhundert entstand hier ein Benediktinerkloster, das lange Zeit Handel, Glauben und Bergbau in der Region prägte. Später verfiel es, heute ist die Ruine ein Kulturdenkmal und ein Veranstaltungsort. Im Mittelalter war Arnoldstein durch den Blei- und Eisenbergbau bedeutend, in Kriegszeiten war es Grenz- und Wehrort. Und wer hierher kommt, erlebt neben Geschichte auch Natur pur im Naturpark Dobratsch und am Dreiländereck, hier kann man in wenigen Schritten gleich drei Länder betreten. Arnoldstein ist damit ein Ort, an dem sich Grenzen und Kulturen auf besondere Weise verbinden.“

 

„Wir fahren weiter Richtung Süden – und erreichen Tarvis, auf Italienisch Tarvisio. 750 Meter hoch gelegen, 4000 Einwohner. Der Name stammt vielleicht vom Fluss Tervis – heute Rio Bartolo. Vielleicht aber auch von tres viis, ‚drei Wege‘ – denn genau hier kreuzen sich seit jeher Handelsrouten.

Hier treffen drei Kulturen und Sprachen aufeinander – Italienisch, Deutsch und Slowenisch – und das prägt bis heute das Leben, die Küche und die Traditionen.

Tarvisio war schon zu Römerzeiten ein wichtiger Übergang, später Teil des Habsburgerreiches. Heute liegt es verkehrsgünstig an der Autobahn und Bahnlinie zwischen Villach, Udine und Triest – ein echter Knotenpunkt im Alpenraum.

 

Über der Stadt erhebt sich der Monte Lussari. Er ist nicht nur ein beliebter Skiberg, sondern auch ein bedeutender Wallfahrtsort: oben steht eine kleine Kirche, zu der Pilger aus allen drei Ländern seit Jahrhunderten hinaufsteigen. Im Winter locken die langen Pisten, allen voran die berühmte Di Prampero-Abfahrt, die fast 1.000 Höhenmeter hinunter ins Tal nach Camporosso führt.

Tarvisio hat bereits Erfahrung mit internationalen Wintersportveranstaltungen – hier fanden Universiaden, Juniorenweltmeisterschaften und Wettbewerbe im Skispringen statt. Ein neues Kapitel beginnt aber ab der Saison 2025/2026: Dann wird Tarvisio erstmals Austragungsort eines Alpinen Ski-Weltcups der Damen sein. Die Disziplin ist eine Abfahrt, also eine klassische Speed-Disziplin, und gefahren wird auf eben jener Di Prampero-Piste. Damit rückt Tarvisio endgültig in die erste Reihe der großen Wintersportorte wie Cortina oder St. Moritz.

So verbindet dieser Ort auf faszinierende Weise Natur, Religion, Grenzkultur und Spitzensport – alles an einem einzigen Berg.“

 

Das Kanaltal, in das wir nun eintreten, ist einzigartig in den Alpen. Hier treffen drei Sprachfamilien aufeinander – Germanisch, Romanisch, Slawisch. Österreicher, Slowenen und Friulaner haben seit Jahrhunderten gelernt, nebeneinander zu leben. Schon die Römer betrieben hier bei Camporosso vermutlich eine Zollstation namens Bilachinium.

 

„Der Monte Montasio erhebt sich 2.754 Meter hoch südlich der Sella Nevea. Er ist berühmt für zwei Dinge: seinen Käse und seine Steinböcke. Schon im 13. Jahrhundert begannen Mönche hier Käse herzustellen, der heute als Montasio-Käse in ganz Italien geschätzt wird. Auf der Pecol-Alm kann man den Sennern im Sommer bei der Herstellung über die Schulter schauen und den Käse frisch verkosten. Ebenso beeindruckend sind die Steinböcke, die in den 1970er-Jahren hier wieder angesiedelt wurden. Heute lebt eine große Kolonie auf dem Hochplateau – und beim Aufstieg zur Terra Rossa sieht man sie sogar aus nächster Nähe. "Der Montasio verbindet Naturerlebnis, Almkultur und Kulinarik auf einzigartige Weise.“

 

„Ugovizza, slowenisch Ukve, deutsch Uggowitz, ist ein kleines Dorf im Kanaltal bei Tarvisio. Es liegt auf fast 800 Metern Höhe und ist bekannt für seine slowenische Sprachinsel – viele Bewohner sprechen hier noch den alten Ukve-Dialekt. Das macht Ugovizza zu einem besonderen Kulturort, wo slowenische, deutsche und italienische Traditionen zusammentreffen. Mit seiner Kirche, den Bauernhöfen und den Wanderwegen in die Julischen Alpen ist es ein typisches Bergdorf – klein an Größe, aber groß an Geschichte und kultureller Bedeutung.“

 

„Das Fort Hensel oberhalb von Malborghetto wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Habsburgermonarchie gebaut, um das Kanaltal gegen Angriffe aus Italien zu sichern. Benannt wurde es nach dem österreichischen Offizier Franz Philipp Hensel, der 1809 im Kampf gegen Napoleons Truppen gefallen war. Im Ersten Weltkrieg spielte das Fort eine wichtige Rolle, wurde aber schließlich von italienischen Soldaten erobert. "Heute sind die Ruinen frei zugänglich – ein stiller Zeuge der bewegten Grenzgeschichte im Dreiländereck.“

 

Die Moderne hat ihre Spuren hinterlassen: Die Autobahn A23 mit 49 Brücken und 18 Tunneln wurde zwischen 1973 und 1986 gebaut. Heute baut die Benetton-Familie hier mit EU-Förderung ein 5G-Netz entlang der Autobahn, um den Handelsweg vom Baltikum bis zur Adria in einen digitalen Daten-Highway zu verwandeln.

 

Auch die Schiene spielt eine Rolle: Die Pontafel Bahn, von den Einheimischen Pontebbana genannt, eröffnet 1879, verband Udine, Tarvisio und Villach mit Salzburg und München. Heute ist ein Teil der alten Strecke Radweg: Der Alpe-Adria-Radweg führt 420 km von Salzburg bis Grado – durch 22 Tunnel, über spektakuläre Viadukte und Brücken. Eine Reise voller Panoramen, Geschichte und Atemlosigkeit.“

 

„Die Sella Nevea ist ein Alpenpass auf fast 1.200 Metern Höhe zwischen dem Montasio- und dem Kanin-Massiv. Der Name bedeutet ‚Schneepass‘, und tatsächlich liegt hier oft bis ins Frühjahr hinein Schnee. Im Ersten Weltkrieg war die Gegend hart umkämpft, heute ist sie ein beliebtes Ski- und Wandergebiet. Das Besondere: Von hier führt eine Seilbahn hinüber nach Slowenien ins Kanin-Gebiet bei Bovec – ein echtes grenzüberschreitendes Skigebiet. Im Sommer locken die Montasio-Almen mit traditioneller Käseherstellung, im Winter die Schneehänge für Freerider und Skifahrer.“

 

„Unter uns und neben uns begleitet uns bald der Fluss Tagliamento – 170 Kilometer lang, von den Bergen bei Belluno bis in die Adria zwischen Bibione und Lignano. Er ist der letzte

Alpenfluss, der noch so aussieht wie früher: ein weites Schotterbett, viele Arme, Inseln, Totholz, ständig im Wandel. Mit jedem Hochwasser verändert er sein Gesicht. Ein Fluss, der lebt – ungezähmt und frei.“

 

„Über dem Tal erhebt sich der Monte San Simeone, 1505 Meter hoch. Hier, im Norden von Udine, bebte am 6. Mai 1976 die Erde – Stärke 6,5. Am schlimmsten traf es Gemona, Venzone, Osoppo. Fast 1000 Menschen starben, ganze Orte mussten neu aufgebaut werden. Und doch: Wer heute durch Venzone geht, sieht eine wiedererstandene Stadt, Stein für Stein rekonstruiert – ein Denkmal für Widerstandskraft.“

 

Udine ist mit seinen knapp 100.000 Einwohnern die „heimliche Hauptstadt“ Friauls. Triest ist zwar die offizielle Regionalhauptstadt, aber Udine gilt als das Herz des Landes.

 

Die Geschichte Udines reicht bis ins Mittelalter zurück. Der Legende nach soll Attila der Hunne auf dem Hügel in der Stadt gestanden haben, um von dort die brennende Stadt Aquileia zu betrachten. Aus den aufgeschütteten Ruinen, so erzählt man, sei der Hügel entstanden, auf dem heute das Castello di Udine thront – das Schloss, das die Stadt überragt.

 

Udine war lange im Besitz der Patriarchen von Aquileia, bevor es 1420 von der Republik Venedig übernommen wurde. Von da an wurde es ein Bollwerk gegen das habsburgische Kärnten.

 

Im Zentrum liegt die Piazza della Libertà, die „schönste venezianische Piazza auf dem Festland“. Hier stehen die Loggia del Lionello im gotisch-venezianischen Stil, der Uhrturm mit den beiden bronzenen Mauren, und über allem wacht das Schloss.

 

Udine ist auch eine Stadt des Malers Giovanni Battista Tiepolo. Er kam 1726 hierher und malte Fresken in Palästen, Kirchen und im Erzbischöflichen Palais. Noch heute gilt die Stadt als „Tiepolo-Metropole“.

 

Kulinarisch ist Udine die Heimat des „Prosciutto di San Daniele“, eines der berühmtesten Schinken Italiens. Und in den Tavernen, den „Osterie“, lebt die friulanische Sprache, die neben Italienisch und Slowenisch hier noch lebendig gesprochen wird.

 

Heute ist Udine ein lebendiges Zentrum, eine Mischung aus venezianischer Eleganz, mitteleuropäischer Strenge und friulanischer Herzlichkeit. Nicht nur Fußball wird im Bluenergy Stadium gespielt – Konzerte internationaler Stars finden dort ebenso statt.

Bereits vor Jahrzehnten gaben sich internationale und nationale Legenden hier die Ehre: Deep Purple (1988), Pink Floyd (1994), Red Hot Chili Peppers (2007), Bruce Springsteen (2009), Madonna (2009), Coldplay (2009), AC/DC (2010), Bon Jovi (2011) Metallica (2012) und natürlich Zucchero. Diese Namen stehen für Klang und Geschichte unter freiem Himmel.

 

Palmanova, die Stadt wie ein Stern. Ende des 16. Jahrhunderts von den Venezianern gebaut, als Festung gegen Österreich. Ihr sternförmiger Grundriss ist bis heute erhalten. Eine Planstadt, wie mit dem Zirkel entworfen, militärisch und streng, aber zugleich faszinierend schön. Von oben wirkt sie wie ein Mandala aus Mauern und Straßen.“

 

„Aquileia war einst eine der größten Städte des Römischen Reiches – gegründet im 2. Jahrhundert vor Christus. Als Tor zum Osten und Zentrum des Handels blühte es auf, vor allem durch den Bernsteinhandel. Früh wurde Aquileia christlich, und die Basilika ist heute berühmt für ihre riesigen frühchristlichen Mosaike. Mit über 7.000 m² Bodenmosaik, die vollständig erhalten sind, gehört es zu den größten weltweit.

Wenige Kilometer weiter liegt Grado, einst der Hafen von Aquileia. Als die Stadt von Hunnen und Langobarden bedroht wurde, flohen die Menschen in die Lagune und machten Grado zum kirchlichen Zentrum – der Patriarch von Aquileia hatte hier seinen Sitz. Später wurde Grado Badeort der Habsburger und ist bis heute eine ‚Sonneninsel‘ mit Stränden, Lagune und einer Altstadt voller venezianischem Flair. "Gemeinsam zeigen Aquileia und Grado, wie sich römisches Erbe, christliche Kultur und mediterrane Lebensfreude verbinden.“

 

„Und dann – Redipuglia. Das größte Kriegerehrenmal Italiens. 1938 eingeweiht, nach Plänen von Giovanni Greppi und Giannino Castiglioni. Über 100.000 Tote ruhen hier, Gefallene der Isonzoschlachten. Der Monte Sei Busi, auf dem es steht, war einst hart umkämpft. Zwölf Schlachten tobten hier, elf davon erlebte dieser Hügel.

 

Das faschistische Regime Mussolinis wollte hier nicht Trauer, sondern Glorifizierung. Doch wer die Stufen hinaufgeht, spürt die namenlose Wucht des Todes, der hier auf die Landschaft gefallen ist. Man versteht, warum Triest für die Italiener so ein Symbol war – und warum Österreich es nicht kampflos hergab.“

 

„An der Küste erhebt sich das Schloss Duino, bis heute im Besitz der Familie Thurn und Taxis. Ein Ort voller Geschichten: Franz Liszt spielte hier, Kaiserin Sisi und Kaiser Franz Josef, Erzherzog Franz Ferdinand und viele andere suchten hier Rückzug. 1906 starb hier der Physiker Ludwig Boltzmann.

 

Und Rainer Maria Rilke – er schrieb hier seine Duineser Elegien, beim Blick von den Klippen auf das Meer. Der Rilkeweg führt noch heute entlang der Felsen von Sistiana nach Duino, mit Blick auf den Golf von Triest. Poesie im Wind, Melancholie im Salzgeruch des Meeres.“

 

„Und mitten in diesem Meer liegt eine moderne Legende: die Segelyacht A. 143 Meter lang, 400 Millionen Euro teuer, dem russischen Milliardär Andrey Melnitschenko gehörend. Sie gilt als größte Segelyacht der Welt. 2022 beschlagnahmten die italienischen Behörden das Schiff – Sanktionen gegen Russland. Melnitschenko, einst in St. Moritz zu Hause, lebt nun in Dubai. Die Yacht aber bleibt, wie ein eingefrorenes Symbol für Macht, Luxus – und Vergänglichkeit.“

 

Der Karst im Norden ist durchzogen von Höhlen – die Grotta Gigante ist die berühmteste. Sie ist die größte Schauhöhle der Welt. Sie ist bekannt für ihren riesigen Felsdom. Sie hat ein Volumen von 365.000 Kubikmetern und bietet mit einer Höhe von fast 100 Metern Platz für den gesamten Vatikan.

 

„Und dann öffnet sich das Panorama von Triest. Etwa 200.000 Einwohner, Hauptstadt von Friaul-Julisch Venetien, einst Herz des österreichischen Küstenlands. Nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, musste Österreich es im Vertrag von Saint-Germain abtreten.

 

Die Stadt liegt zwischen Meer und Karst, zwischen Slowenien und Italien, zwischen Nord und Süd. Wir erreichen Triest – eine Stadt am Rand und zugleich im Zentrum Europas. Hier trifft Mitteleuropa auf das Mittelmeer. Ein Ort, in dem man die Spuren von Griechen, Slawen, Juden und Italienern noch heute sieht. Hier kreuzen sich Kulturen: lateinische, slawische, griechische, jüdische. Darum nannte man Triest oft ein ‚frühes New York‘.

 

Triest ist Literaturstadt: James Joyce, Italo Svevo, Rilke – sie alle haben hier geschrieben. Eine Stadt voller Kaffeehäuser, Häfen, Melancholie.

 

Und Triest ist die Hauptstadt eines besonderen Kultes: des Kaffees. Aber Achtung: In Triest bestellt man nicht wie anderswo in Italien. Hier hat der Kaffee eigene Namen.

 

Ein nero ist ein Espresso.

 

Ein capo ist ein Kaffee mit Milch, also ein kleiner Cappuccino.

 

Ein caffelatte dagegen entspricht dem, was wir einen großen Cappuccino nennen.

 

Und wer entkoffeiniert trinken will, bestellt einen capo deca.

 

Heute ist Triest Forschungszentrum von Weltrang, internationale Schul- und Universitätsstadt. Mit dem höchsten Anteil an Wissenschaftlern pro Einwohner in Europa. Eine der sichersten und lebenswertesten Städte – 2020 unter den 25 Städten mit der besten Lebensqualität weltweit, 2021 unter den zehn sichersten.

 

Eine Stadt, die immer am Rand liegt – und gerade dadurch das Zentrum vieler Geschichten wird. Vielleicht ist es das, was Commissario Laurenti von Veit Heinichen hier so unermüdlich ermitteln lässt: Wahrheit finden, in einer Stadt, die selbst ein Geheimnis bleibt.“

 

Rückkehr nach Österreich

 

„Wir überqueren die Grenze – und sind wieder in Kärnten. Hinter uns Italien, vor uns Villach. Hier öffnet sich die Sicht auf einen Berg, den man nicht übersehen kann: die Villacher Alpe, der Dobratsch. Ein Berg wie ein Wächter, breit und mächtig.“

 

„Der Dobratsch ist 2.166 Meter hoch und gehört zum ersten Naturpark Kärntens. Er ist ein Berg voller Gegensätze: tief eingeschnittene Schluchten und weite Almen, arktische Kälte im Winter, bunte Alpenblumen im Sommer. Über 1.000 Pflanzenarten wachsen hier, 1.400 Schmetterlingsarten flattern zwischen den Wiesen. Im Herbst ziehen Adler, Falken und Bussarde über den Gipfel – ein Schauspiel am Himmel.

 

Aber der Berg kennt auch Katastrophen. 1348 erschütterte ein gewaltiges Erdbeben die Region. Am Dobratsch löste es einen der größten Bergstürze der Alpen aus: 150 Millionen Kubikmeter Fels stürzten ins Gailtal, verschütteten ganze Dörfer, veränderten den Lauf des Flusses. Seitdem sagen die Menschen: Der Dobratsch ist gefallen – und doch steht er noch immer.“

 

„Am Gipfel des Dobratsch stehen gleich zwei Kirchen – die höchstgelegenen Wallfahrtskirchen der Alpen. Eine Maria geweiht, die andere dem Heiligen Kreuz. Warum zwei?

Weil Pilger aus Kärnten und aus Italien sich stritten, wer zuerst beten darf. Am Ende baute man zwei Kirchen. Ein himmlischer Kompromiss – 2000 Meter über dem Meer.

 

„Die Villacher Alpenstraße führt seit den 1960er Jahren in Serpentinen hinauf – 16,5 Kilometer, bis auf 1.732 Meter. Von dort reicht der Blick über ganz Kärnten, zu den Karawanken im Süden, zu den Tauern im Norden. Bei klarer Sicht sieht man bis nach Italien und Slowenien. Ein Balkon Europas – offen, weit, still.“

 

„Heute ist der Dobratsch kein Skigebiet mehr. Die Lifte wurden abgebaut, bewusst, um die Natur zu schützen. Stattdessen ist er ein Ort der Ruhe: Wanderwege, botanische Lehrpfade, Sternenwanderungen.

 

Astronomen lieben ihn – seine dunklen Nächte machen ihn zum besten Platz Kärntens, um die Sterne zu sehen. Und vielleicht ist das die wahre Botschaft dieses Berges: Nach Jahrhunderten von Katastrophen, Streit und Zerstörung zeigt er uns heute nur noch Stille, Natur und den Blick ins Unendliche.“

 

„Wir nähern uns wieder dem Wörthersee, wo unsere Reise begonnen hat.

Hinter uns liegen viele Geschichten – von Triest, von Palmanova, Redipuglia, Duino. Und hinter uns die Villacher Alpe, still und groß, wie ein letzter Gruß.

Vielleicht erinnern Sie sich später nicht an jedes Detail. Aber vielleicht bleibt Ihnen dieses Gefühl: dass wir heute nicht nur eine Strecke gefahren sind – sondern durch Zeiten, durch Grenzen und durch Geschichten.

Willkommen zurück am Wörthersee.“