Herzlich willkommen an Bord! Schön, dass Sie heute mit uns die Reise nach Ljubljana machen. Wir fahren nicht nur über Berge und durch Täler, sondern auch durch viele Jahrhunderte Geschichte, wir begegnen Drachen, Kaisern, Mönchen, Dichtern – und vielleicht auch einem Glas Wein oder einem Jägerlatein. Lehnen Sie sich zurück, ich erzähle Ihnen ein paar Geschichten, die die Landschaft um uns lebendig machen.
Wir starten hier in Klagenfurt am Wörthersee, der Landeshauptstadt Kärntens. 105.000 Menschen leben hier. Das macht Klagenfurt zur größten Stadt Kärntens und zur sechstgrößten Stadt Österreichs.
Der Name klingt nach Jammern: ‚Klagen fort‘. Aber in Wirklichkeit kommt er wohl von einem alten Wort für seichtes Wasser. Ursprünglich war Klagenfurt eine kleine Siedlung mitten im Sumpf. Und da fängt unsere erste Geschichte schon an: Der Lindwurm.
Die Legende erzählt: In diesen Sümpfen hauste ein schrecklicher Drache. Bauern und Tiere verschwanden – bis ein paar mutige Burschen ihn mit einem Trick das Handwerk legten. Sie lockten ihn mit einem Stier, an dessen Hörnern eine schwere Kette befestigt war. Als der Drache zubiss, war er gefangen und kurze Zeit später Geschichte.
Heute thront er als steinerne Statue am Neuen Platz – seit 1590 übrigens.
Sein Kopf basiert tatsächlich auf einem uralten Knochen, den man hier gefunden hat – wahrscheinlich der Schädel eines Wollnashorns aus der Eiszeit.
Aber mal ehrlich: "Wen interessiert denn ein Nashorn, wenn man einen Drachen haben kann?"
Klagenfurt wurde um 1192 erstmals urkundlich erwähnt. Lange Zeit war sie aber eher unbedeutend – bis Kaiser Maximilian I. im Jahr 1518 die Stadt den Kärntner Landständen schenkte. Ab da ging’s bergauf.
Heute ist Klagenfurt Sitz der Kärntner Landesregierung, der Diözese Gurk, der Bezirkshauptmannschaft, und wir haben hier auch die Alpe-Adria-Universität. Diese ist gegliedert in die Fakultäten für Kulturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, technische Wissenschaften, einschließlich Informatik und die Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung.
Klagenfurt hat aber nicht nur Ämter und Unis, sondern auch viele Sehenswürdigkeiten: den bereits erwähnten Lindwurm am Neuen Platz, Symbol der Stadt, den Alten Platz, den prächtigen Wappensaal im Landhaus, den Botanischen Garten, das Landesmuseum, den Reptilienzoo, das Planetarium, Minimundus – die kleine Welt am Wörthersee, wo wir heute gemeinsam gestartet sind und wo man Bauwerke aus der ganzen Welt im Maßstab 1:25 bewundern kann. Und wer Lust auf Bewegung hat, kann die 225 Stufen auf dem Stadtpfarrturm in Angriff nehmen und wird dafür mit einem fantastischen Ausblick belohnt.
„Wenn Mauern sprechen könnten – das Zisterzienserstift Viktring hätte einiges zu erzählen.“
Gegründet wurde es im 12. Jahrhundert von Bernhard und Kunigunde von Spanheim. Es war ein bedeutendes Zisterzienserkloster – und wie es sich für die Zisterzienser gehört, stand über allem das Motto: „Ora et labora“ – „Bete und arbeite“. „Die Mönche lebten streng nach Regeln – Fasten, Schweigen und Beten. "Heute würden wir das als Detox, Achtsamkeit und Yoga verkaufen.“
Weiter geht’s über Lambichl, ein Ort, der leider traurige Berühmtheit erlangt hat: „Hier, geschah am 11. Oktober 2008 ein Ereignis, das in Österreich Schlagzeilen machte: der tödliche Autounfall vom damaligen Kärntner Landeshauptmann Dr. Jörg Haider.
Haider war jahrzehntelang eine prägende Figur der österreichischen Politik, ein Mann, der polarisierte – verehrt und umstritten zugleich. Sein Tod löste in Kärnten eine Art Schockwelle aus. Viele Geschichten ranken sich darum – doch für die Menschen in Kärnten bleibt es ein Moment, an den sich jeder erinnert, so wie man weiß, wo man war, als man davon erfuhr. Haider war eine prägende Figur der österreichischen Politik, nicht ohne Kontroversen, aber zweifellos eine Persönlichkeit, die Spuren hinterlassen hat.
Wir kommen nach Maria Rain – und hier lohnt sich der Blick hinüber nach Ferlach, die südlichste Stadtgemeinde Österreichs mit gut 7.000 Einwohnern. Ferlach ist weltbekannt für seine Büchsenmacher. Schon im 16. Jahrhundert wurden hier Waffen hergestellt, zunächst für die kaiserlichen Truppen. Damals gab es hier 41 Meister ihres Fachs, und zur Zeit Maria Theresias erreichte das Handwerk Weltruhm. Bis zu 400 Meister sind in den Urbaren der Hollenburg nachweisbar.
Im Jahr 2001 besuchte der spanische König Juan Carlos I. von Spanien die Büchsenmacher Familie Ludwig Borovnik in Ferlach und erwarb eine ihrer hochwertigen Jagdwaffen. Dieser Besuch wurde als bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Ferlacher Waffenindustrie angesehen.
In Ferlach betreibt die Firma Glock ein Werk und dort wird nach wie vor produziert. Gleichzeitig baut Glock aber Pistolen auch in anderen Werken, insbesondere in den USA und in der Slowakei. Viele Dienstpistolen für US-Behörden stammen inzwischen aus der Fabrik im Bundesstaat Georgia oder aus der EU-Fertigung.
Jetzt begleitet uns ein mächtiger Fluss: die Drau. Sie entspringt am Toblacher Feld, im Südtiroler Pustertal. Sie fließt 749 Kilometer lang durch mehrere Länder und mündet bei Osijek in Kroatien in die Donau und die Donau schließlich ins Schwarze Meer. Damit ist die Drau der viertlängste Nebenfluss der Donau.
Früher war die Drau eine wichtige Handels- und Verkehrsroute. Holz wurde auf riesigen Flößen transportiert. Die Flößer waren ein eigener, stolzer Beruf – und manchmal berüchtigt für ihre Feste unterwegs.
Auch Getreide und Salz reisten auf der Drau. Heute dient sie als Energielieferant – An der Drau stehen zahlreiche Kraftwerke – das erste wurde zwischen 1939 und 1943 in Schwabegg errichtet, heute sind es zehn bis zur slowenischen Grenze.
Vor uns erheben sich nun die Karawanken, ein mächtiger Gebirgszug der südlichen Kalkalpen. Rund 120 km lang, höchster Gipfel, der Hochstuhl mit 2.236 Metern. Seit 1920 verläuft hier die natürliche Grenze zwischen Kärnten und Slowenien.
Der Name stammt vermutlich von „kar“ und „wank“. Also eigentlich: „Steinige Hänge“.
Die Karawanken sind auch ein Kulturraum – über Jahrhunderte lebten hier Menschen auf beiden Seiten, die miteinander handelten, heirateten und Feste feierten. Grenzen waren hier immer fließender, als es die Politik oft wollte.
„Wir fahren jetzt durch das südlichste Tal Österreichs, das wunderschöne Rosental, südlich von Klagenfurt, eingebettet zwischen der Drau und den Karawanken.
Der Name klingt, als würde er vom Tal der Rosen stammen – doch das ist ein Irrtum. Tatsächlich geht er auf den kleinen Fluss Rausa zurück. Ursprünglich hieß die Gegend also Rausenthal, was sich im Laufe der Jahrhunderte in Rosental verwandelt hat.
Mit diesem Namen verbunden war sogar ein eigenes Adelsgeschlecht, die Herren von Ras – im Volksmund auch die Raser genannt. Sie werden schon im 12. Jahrhundert erwähnt und hatten hier ihre Sitze und Besitzungen. Heute sind sie längst Geschichte, aber ihr Name erinnert daran, wie eng Natur, Siedlung und Herrschaft früher verwoben waren.
Die Region ist seit jeher ein Begegnungsraum zweier Kulturen und Sprachen. Hier lebt die deutschsprachige Bevölkerung Seite an Seite mit der slowenischsprachigen Minderheit. Deshalb heißt das Rosental auf Slowenisch Rož – was, lustigerweise, tatsächlich „Rose“ bedeutet. So kam die Rose doch noch ins Rosental!
Geschichtlich war dieses Tal ein wichtiger Grenzraum. Die Karawanken bildeten lange Zeit eine natürliche Grenze, doch gleichzeitig auch eine Brücke zum Nachbarn Slowenien. Handel, Traditionen und sogar die Architektur tragen Spuren dieser jahrhundertelangen Verbundenheit.
Heute ist das Rosental bekannt für seine Natur, Wanderwege und die Carnica-Biene, eine sehr robuste und fleißige Biene, die hier besonders gepflegt wird. Aber auch die Kultur spielt eine große Rolle – von traditionellen Festen bis hin zur zweisprachigen Beschilderung, die daran erinnert, dass hier zwei Sprachen und Kulturen zuhause sind.
"Wenn wir also durch das Rosental reisen, fahren wir nicht nur durch eine schöne Landschaft – sondern durch ein Tal voller Geschichte, Geschichten und gelebter Vielfalt.“
Jetzt wird es spannend: Wir nähern uns dem Loiblpass, er liegt auf 1.367 m Höhe. Er war über Jahrhunderte einer der wichtigsten Übergänge von Kärnten nach Krain, also ins heutige Slowenien.
Im 14. Jahrhundert ließ Kaiser Karl IV. die Straße über den Pass ausbauen. Damit konnte man Waren und Pilger schneller über die Alpen bringen.
Der Pass war aber stets beschwerlich: steil, im Winter oft gesperrt, mit Lawinengefahr. Reisende mussten sich durch Schnee und Schlamm kämpfen.
Am 25. August 1728 kam Kaiser Karl VI. auf seiner Reise hier vorbei. Er rastete in einem, dessen Wirt der Einzige in der Gegend war, der der Deutschen Sprache mächtig war. Der Kaiser war so angetan von der Unterhaltung, dass er ihn kurzerhand „Deutscher Peter“ nannte. Seitdem trägt das Wirtshaus diesen Namen – und der jeweilige Wirt tauft seinen ältesten Sohn bis heute auf den Namen Peter. Eine Tradition, die seit über 300 Jahren anhält!
Das Gasthaus ist berühmt für seine bodenständige Küche: Hauswürste, Ritschert, Kärntner Kasnudeln. Und noch berühmter ist es für die Geschichten, die dort erzählt wurden. Der Loiblpass war nicht nur ein offizieller Übergang, sondern auch ein Lieblingsort der Schmuggler. Man nannte sie hier gern die ‚Kofler‘. Sie trugen Zucker, Kaffee, Zigaretten oder Stoffe über die Grenze – oft versteckt in doppelten Böden ihrer Rucksäcke. Beliebt war der Spruch: ‚Die Grenze kontrolliert man – den Hunger nicht.‘ Heute fährt man gemütlich durch den Tunnel, früher schlich man mit Herzklopfen über geheime Waldpfade. Jeder, der über den Pass kam, brachte Neuigkeiten mit – und beim Wein oder Most wurde manch kleine Geschichte auch gern größer.
Der Loiblpass war lange die wichtigste Verbindung von Wien nach Triest.
„Wenn wir heute den Loiblpass sehen, denken wir an Berge, Natur und die Verbindung nach Slowenien. Doch im Zweiten Weltkrieg war dieser Ort ein Schauplatz unsäglichen Leids.
Ab 1943 ließ das NS-Regime unter dem Pass einen Tunnel bauen. Für dieses strategisch wichtige Projekt setzte man keine normalen Arbeiter ein, sondern KZ-Häftlinge aus Mauthausen. Zu diesem Zweck entstanden zwei Außenlager: Loibl Nord auf Kärntner Seite und Loibl Süd in Slowenien – die einzigen KZ-Lager auf Kärntner Boden.
Rund 1.800 Männer aus ganz Europa waren hier interniert: Überwiegend aber Franzosen.
Die Bedingungen waren grausam: Hunger, Kälte, Krankheiten. Die Häftlinge lebten in Baracken, bewacht von der SS, und mussten unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten.Viele starben – direkt in den Lagern mindestens 40 bis 50 Männer, andere an den Spätfolgen.
Im Mai 1945, kurz vor Kriegsende, wurden die Lager aufgelöst. Heute erinnern Gedenkstätten auf beiden Seiten des Passes an diese Geschichte. Sie mahnen uns: Der Tunnel durch die Karawanken ist nicht nur ein Bauwerk der Technik, sondern auch ein Denkmal des Leids.
"Wenn wir heute frei durch den Loibl fahren können, dann sollten wir nicht vergessen, welchen Preis andere Menschen hier unter Zwang zahlen mussten.“
1963 wurde schließlich der Loibltunnel eröffnet – 1.570 Meter lang. Seither fahren Autos und Busse bequem unter dem eigentlichen Pass hindurch.
Ab 1966 kam es durch die Zunahme des Fremdenverkehrs, später auch durch die Heimreisen der Gastarbeiter aus Deutschland zu Staus auf der Loiblpass-Bundesstraße. Diese reichten an verkehrsreichen Tagen bis zur Hollenburg zurück.
Heute fahren wir meistens durch den 1991 eröffneten 7.864 Meter langen Karawankentunnel. Die zweite Röhre soll 2026 fertiggestellt werden.
„Wussten Sie, dass der Loiblpass auch Filmgeschichte geschrieben hat? Für den britischen Episodenfilm ‚Der gelbe Rolls-Royce‘ (1964) wurden hier Szenen der dritten Episode gedreht.
Ingrid Bergman spielte die amerikanische Witwe Gerda Millett, Omar Sharif ihren Begleiter, einen Freiheitskämpfer. Sie reisen 1941 mit dem Rolls-Royce durch Jugoslawien – und Teile davon entstanden direkt hier am Loiblpass.
Die Passstraße, Tunnel und Berglandschaften gaben der Episode eine authentische Kulisse. Man kann sich vorstellen, wie die Schauspieler hier durch die Berge fuhren – während wir heute gemütlich in unserem Bus sitzen.
So verbindet der Loiblpass Natur, Geschichte und sogar Kino-Kultur auf einmal!“
Wir kommen nach Slowenien. Hier leben etwa 2,2 Millionen Menschen.
Hinter dem Pass beginnt die Region Oberkrain – auf Slowenisch „Gorenjska“. Eine der schönsten Regionen des Landes, voller Almen, Wälder, Flüsse.
„Wenn man an die Oberkrain in Slowenien denkt, fällt ein Name sofort ein: Slavko Avsenik.
Er wurde 1929 in Begunje geboren und war zunächst ein hervorragender Skispringer, sogar Mitglied der jugoslawischen Nationalmannschaft. Doch während seiner Militärzeit entdeckte er eine neue Leidenschaft: Er brachte sich das Akkordeonspielen selbst bei – und das sollte sein Leben verändern.
Zusammen mit seinem Bruder Vilko gründete er in den 1950er-Jahren das Ensemble Slavko Avsenik und seine Original Oberkrainer. Sie entwickelten den berühmten Oberkrainer-Sound – mit Akkordeon, Klarinette, Trompete, Gitarre, Bariton und Bass.
Avsenik komponierte über 1.000 Melodien. Das bekannteste Stück ist „Na Golici“, bei uns als „Trompetenecho“ bekannt – eines der meistgespielten Volksmusikstücke weltweit.
Die Oberkrainer gaben bis zu 300 Konzerte im Jahr. Das „Trompetenecho" wurde über 36 Millionen Mal verkauft – Die Original Oberkrainer haben mehr Platten verkauft als Legenden wie Jimi Hendrix, The Doors oder Janis Joplin und das, obwohl kaum jemand außerhalb Mitteleuropas ihre Namen kennt.
Ihre Musik verband Menschen diesseits und jenseits der Karawanken, besonders auch in Kärnten und im Rosental, wo Deutsch und Slowenisch aufeinandertreffen.
Slavko Avsenik zog sich in den 1990er-Jahren zurück und starb 2015 mit 85 Jahren. Doch sein Erbe lebt weiter – in der Musik unzähliger Gruppen, die den Oberkrainer-Sound bis heute spielen.
So hat Avsenik gezeigt: "Auch wenn Berge wie die Karawanken trennen, kann Musik Menschen zusammenführen – mit Melodien, die bis heute Freude und Gemeinschaft schaffen.“
„Wenn Ihnen das Trompetenecho bekannt ist und der Ohrwurm jetzt in Ihrem Kopf steckt – keine Sorge, das vergeht wieder.
Das Herzstück in Oberkrain ist der Triglav Nationalpark, der einzige Nationalpark des Landes und der zweitälteste Europas. Benannt ist er nach dem höchsten Gipfel, dem Triglav mit 2.864 Metern.
„In Österreich sagt man: Jeder muss Ski fahren können. In Slowenien: Jeder muss mindestens einmal den Triglav besteigen. Fairer Deal?“
Am Gipfel des Triglav gibt es übrigens einen eigenartigen Brauch. Wer das erste Mal oben ist, bekommt so viele Schläge aufs Hinterteil, wie er alt ist. Also: ein 20-Jähriger kommt mit einem Lächeln zurück, ein 60-Jähriger mit einem schmerzenden Allerwertesten. Ein etwas ungewöhnliches Ritual – aber man sagt, es bringt Glück für das weitere Bergsteigerleben. Doch eines haben alle gemeinsam: Sie sind danach echte Slowenen im Herzen.
„Das Rosental in Kärnten und Tržič in Oberkrain sind wie zwei Nachbarn, getrennt von den Karawanken, aber eng verbunden durch Geschichte und Handwerk.
Beide Regionen waren schon im Mittelalter wichtige Handelswege: Das Rosental mit seinen Büchsenmachern und Imkern, Tržič mit Schuhmachern und Gerbern. Naturkatastrophen prägten beide Orte – Hochwasser im Rosental, ein großer Brand 1811 in Tržič. Danach durften Häuser dort nur noch mit Metall Fenstern und -türen gebaut werden – ein Beispiel für frühe Brandschutzgesetze.
Heute sind beide beliebte Ziele für Naturfreunde. Im Rosental trifft man auf Deutsch und Slowenisch, in Tržič auf die lebendige slowenische Kultur.
Zwei Täler, die zeigen: Grenzen trennen, aber verbinden auch – durch Handel, Handwerk und gelebte Geschichte.“
Der wichtigste und längste Fluss Sloweniens ist die Save – oder Sava. Mit 940 Kilometern Länge fließt sie durch drei Hauptstädte: Ljubljana, Zagreb und Belgrad. Sie entsteht beim Zusammenfluss bei Radovljica von der Sava Dolinka, die bei Kranjska Gora entspringt, und der Sava Bohinjka, die oberhalb des Bohinjer See entspringt und mündet schließlich bei Osijek in die Donau. Mit einem mittleren Abfluss von über 1.600 m³ pro Sekunde ist sie der wasserreichste Nebenfluss der Donau – noch vor der Drau!
Wir fahren vorbei an Kranj – Krainburg auf Deutsch. Mit rund 40.000 Einwohnern ist sie die drittgrößte Sloweniens. Die Mittelalterliche Altstadt. liegt wie eine kleine Festung malerisch auf einem Felsen zwischen den Flüssen Kokra und Save, von hier stammen übrigens viele Musiker, und die Straßen haben ein charmantes Flair.
Hier lebte France Prešeren, der große Nationaldichter Sloweniens. Sein Gedicht ‚Zdravljica‘, auf Deutsch Das Trinklied, wurde zur Nationalhymne. Sein Gesicht ziert die 2-Euro-Münze des Landes.
Man könnte sagen: „In Kranj wird Sprache großgeschrieben. Prešeren hat die slowenische Sprache zur Literatur gemacht – also quasi der Goethe der Slowenen.“
Vor uns erheben sich die Steiner Alpen – auf Slowenisch Kamniške Alpe.
Sie sind eine eindrucksvolle Kalksteinlandschaft.
Der höchste Gipfel ist mit 2.558 m der Grintovec.
Sie gehören zu den südlichen Kalkalpen, benannt nach der Stadt Kamnik, die auf Deutsch „Stein“ heißt. Historisch war hier der Punkt, an dem Kärnten, Krain und die Steiermark zusammentrafen.
Wir kommen unserem Ziel immer näher: Ljubljana, rund 300.000 Einwohner,
die Hauptstadt Sloweniens. Auf Deutsch Laibach, eine lebendige Studentenstadt, charmant und überschaubar.
Der Fluss Ljubljanica schlängelt sich durch die Altstadt. Cafés und Restaurants säumen die Ufer.
„Ljubljana klingt kompliziert, aber die Stadt selbst ist es gar nicht. "Eigentlich ist sie wie ein Espresso: klein, stark und macht sofort gute Laune.“
Sie ist politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes.
Die Stadt hat eine lange Geschichte: Erste Pfahlbauten im Moor um 3.600 v. Chr., später Illyrer, Kelten und Römer. Die Römer gründeten hier die Stadt Emona. Danach kamen Slawen, Franken, Habsburger, Napoleon und schließlich die Geschichte Jugoslawiens. 1991 wurde Ljubljana die Hauptstadt des unabhängigen Sloweniens.
Sehenswert ist die Burg von Ljubljana, die auf einem Hügel über der Stadt thront. Ihre Ursprünge gehen ins 11. Jahrhundert zurück, sie wurde unter den Habsburgern stark ausgebaut und ist heute ein kulturelles Zentrum mit Ausstellungen, Konzerten und tollem Ausblick.
Die Stadt ist geprägt vom Architekten Jože Plečnik, der in der ersten Hälfte des 20. Jh. die Brücken, Plätze und Märkte gestaltete – ähnlich wie Wien durch Otto Wagner.
Und dann noch etwas Besonderes:
der Nebotičnik, auf Deutsch „Wolkenkratzer“. Er wurde 1933 eröffnet, war mit 70 Metern damals das höchste Hochhaus auf dem Balkan und zählt heute noch zu den Wahrzeichen Ljubljanas. Ganz oben gibt’s ein Café – der perfekte Platz, um die Stadt mit einem Kaffee oder einem Cocktail zu überblicken.
Im Wappen der Stadt thront ein Drache. Der Legende nach soll Jason, der griechische Held, nach dem Raub des Goldenen Vlieses hierher gelangt sein und gegen einen Drachen gekämpft haben. Er gilt damit als erster „Laibacher“ – und der Drache ist bis heute das stolze Symbol und Wahrzeichen der Stadt.
Er schmückt die Drachenbrücke. Der Drache steht für Kraft und Mut – und verbindet Ljubljana auch mit dem Lindwurm von Klagenfurt.
„Schlosserstraße"
Mitten durch die gepflasterte Straße verläuft eine Rinne, in der Hunderte seltsamer kleiner Gesichter zu fließen scheinen. Die gliederlosen Bronzegüsse sind äußerst ausdrucksstark, fast theatralisch. Manche sind glücklich, manche weinen, manche sind fast grotesk verzerrt. 700 dieser Bronzegesichter ziehen sich durch die Mitte der Gasse und gipfeln in einem Trinkbrunnen und ein paar anderen seltsamen Skulpturen, nämlich einer Bronzehand und einem in einem Käfig gefangenen Skelett.
Diese surreale Szene ist das Werk des renommierten slowenischen Bildhauers Jakov Brdar, dessen bizarre Bronzefiguren in ganz Ljubljana zu finden sind. Oft sind seine Arbeiten von der griechischen Mythologie inspiriert, wie es bei den Skulpturen auf der Metzgerbrücke im Zentrum der Stadt der Fall ist. Die Gesichter der Schlosserstraße wurden jedoch von einer Schrift des Dichters Rainer Maria Rilke inspiriert. Es beginnt: „Zum Beispiel daran zu denken, dass mir nie zuvor bewusst war, wie viele Gesichter es gibt. "Es gibt viele Menschen, aber es gibt noch viel mehr Gesichter, denn jeder Mensch hat mehrere.“
Rätsel zur Funktionsweise
Am Ende der Kaskade von Gesichtern findest du eine Bronze Hand – mehr als nur ein Kunstwerk: Sie hat einen geheimen Dreh, mit dem Wasser sprudelt.
Entdecke die Mechanik. Bin gespannt, wer es schafft, das Wasser fließen zu lassen. Ich bin mehr als einmal gescheitert 😅
Hoch über der Drau thront die Hollenburg, erstmals 1142 erwähnt. Eine Burganlage aus dem 14. Jahrhundert. Kaiser Maximilian I. verkaufte sie 1514 an Siegmund von Dietrichstein, und dieser ließ die Anlage im 16. und 17. Jahrhundert prachtvoll ausbauen. Die Dietrichsteiner machten sie zu einer repräsentativen Residenz.
Als der letzte Dietrichsteiner 1861 starb, wechselte die Burg mehrfach den Besitzer – heute gehört sie der Familie Kyrle. Die Innenräume sind leider nicht zu besichtigen, aber Hof und Söller sind werktags frei zugänglich. Besonders markant sind die Türme und die malerische Lage mit Blick über den Fluss.
Unterhalb befindet sich die Hollenburg-Brücke, eröffnet 1963. Sie war damals die längste Spannbetonbrücke Europas – 303 Meter! Ein echtes Meisterwerk der Ingenieurskunst.
Früher gab es an dieser Stelle eine Fähre. Wer über die Drau wollte, musste warten, bis der Fährmann Zeit hatte – und hoffen, dass Pferde und Wagen die Überfahrt unbeschadet überstanden. Heute rauschen wir in Sekunden drüber.
„Nun geht es wieder zurück zum Wörthersee, dem bekanntesten See Österreichs –. Mit rund 16 Kilometern Länge ist er der größte See Kärntens und seit über 150 Jahren ein echter Anziehungspunkt.
Der Name geht auf das Wort „Werder“ zurück, das bedeutet "Insel" oder ‚erhöhtes Land im Wasser‘. Gemeint war ursprünglich die kleine Halbinsel von Maria Wörth, auf der die berühmte Kirche steht. Von dort übertrug sich der Name auf den gesamten See.
Schon im Mittelalter war der Wörthersee ein Wallfahrtsort. Besonders Maria Wörth zog Pilger an, die zur Kirche auf der Halbinsel kamen. Dort verehrte man Reliquien und suchte Trost und Heilung – ein wichtiges spirituelles Zentrum in Kärnten.
Später, im 19. Jahrhundert, kamen die ersten Sommerfrischler – wohlhabende Bürger aus Wien, Graz oder auch aus Italien. Sie suchten Erholung am Wasser, bauten Villen und Landhäuser und machten den See bald zum Inbegriff mondäner Sommerfrische. Ein besonderes Highlight war die Eisenbahnlinie Wien–Triest, die 1864 eröffnet wurde: Plötzlich war der See leicht erreichbar, und die Gäste strömten in Scharen herbei.
Aus dieser Zeit stammen auch viele prachtvolle Sommerresidenzen und Villen am Nordufer – oft in typischem Wörthersee-Baustil: helle Farben, Erker, Holzbalkone, ein Hauch von Romantik und Exotik.
Heute ist der Wörthersee ein Ort der Gegensätze: Er ist Pilgerstätte und Partystätte, Naturidyll und Filmkulisse. Berühmt wurde er durch den Kultfilm "Ein Schloss am Wörthersee“ mit Roy Black. Gleichzeitig zieht er jedes Jahr Sportler, Badegäste, Wanderer und Radfahrer an.
Doch ganz gleich, ob Wallfahrer, Sommerfrischler oder heutige Urlauber, alle suchen hier dasselbe: die besondere Mischung aus Natur, Kultur und Lebensgefühl. Und das ist es, was den Wörthersee bis heute so einzigartig macht.“
Damit haben wir unsere kleine Reise durch Geschichte, Sagen und Landschaften beendet. Von Klagenfurt mit seinem Lindwurm über die Karawanken bis hin zum Drachen von Ljubljana – Es war eine Fahrt von Drache zu Drache.