Der Wörthersee im Sommer:

Ein funkelnder Spiegel der Lebensfreude – Boote tanzen übers Wasser, Stimmen fliegen über die Wellen, Sonnenstrahlen malen Glitzerpunkte in deine Augen.

Und doch… irgendwann wird’s dir zu viel.

Du spürst:

Jetzt ist Zeit für eine andere Seite des Sees.

Weg vom Trubel.

Rein in die Stille.


Nur ein paar Schritte – und die Welt ändert sich.

Die Wanderschuhe warten schon.

Drei Seen. Drei Stimmungen. Ein Tag, der bleibt.

Ausschlafen... herrlich.

Kein Gipfelstress, kein Weckerklingeln im Morgengrauen.

Unsere Tour beginnt entspannt – so wie’s sich’s gehört im Urlaub.


Gegen zehn Uhr ist an der Schiffsanlegestelle vor dem Schloss Velden schon ordentlich was los.

Manche steigen gerade vom Boot, andere erst ein – das bunte Leben am Wörthersee zieht gemütlich seine Bahnen.


Wir starten zu Fuß.

Drei Paare, ein kleines Grüppchen – perfekt, um locker ins Plaudern zu kommen und trotzdem genug Platz zum Innehalten zu haben.

Wir lassen das elegante Schloss hinter uns, spazieren durch den Kurpark, vorbei am legendären Casino –

und mit jedem Schritt wird die Welt ein kleines bisschen leiser.

Ein bisschen echter.

Ein kleiner Abstecher in die Geschichte

Hinter dem Bahnhof lassen wir langsam die belebte Welt von Velden zurück.
Der Verkehr wird leiser und plötzlich taucht sie auf: Die Franzosenkirche.

Klein. Schlicht. Fast unscheinbar.
Und doch steckt in ihr ein Stück europäische Geschichte.
Hier, mitten im Grünen, erinnert sie an eine Zeit, als Napoleons Truppen durch Kärnten zogen – und viele von ihnen auch hier, fern der Heimat, ihre letzte Ruhe fanden.

Wir halten kurz inne.
Hier wurde viel erlebt, auch gelitten.
Und genau deswegen beginnt unsere Wanderung durch die Natur an diesem Ort besonders bewusst.

Dann geht’s weiter.
Ein paar Schritte noch – und die Zivilisation bleibt hinter uns. Die Straße wird zum Weg und das leise Rauschen des Baches übernimmt das Kommando.
Und plötzlich ist da nur noch Natur

Noch ein paar Meter – dann liegt der letzte Hauch von Stadt hinter uns.
Auch das Brummen der Autobahn verklingt,
und stattdessen übernimmt ein anderer Klang:
das leise Plätschern eines Baches,
das ganz von selbst den Takt vorgibt.

Der Weg führt uns hinein in einen dichten, lebendigen Mischwald.
Je nach Jahreszeit zeigt er ein anderes Gesicht:
hellgrün im Frühling, schattenspendend im Sommer, golden im Herbst.
Heute glitzert noch der Regen der letzten Nacht auf den Blättern.
Die Luft ist frisch, klar – ein bisschen wie nach dem Aufwachen.

Und dann – ein kleines Glück:
Ein Feuersalamander, noch feucht vom nächtlichen Regen,
tapst gemütlich über den Weg,
als wollte er sagen:
„Na, ihr auch wieder da?“

Wir bleiben kurz stehen, staunen, fotografieren –
und gehen dann weiter.
Immer begleitet vom leisen Rauschen des Wassers
und der Gewissheit, dass wir genau dort sind, wo wir gerade sein wollen.
Der Moment, in dem du weißt, warum du losgegangen bist

Eine gute Stunde geht’s bergauf.
Gemächlich, stetig, nie zu steil.
Die Gespräche werden leiser – nicht, weil uns die Luft ausgeht,
sondern weil die Natur langsam die Bühne übernimmt.

Dann, ganz plötzlich, lichtet sich der Wald.
Vor uns öffnet sich der Blick –
und da ist er: der Wörthersee.

Türkis liegt er da,
dahinter die Dächer von Velden,
und am Horizont ragen die Karawanken und Julischen Alpen wie eine gemalte Kulisse auf.

Heidelbeeren, soweit das Auge reicht. 
Von Ende Juni bis Mitte Juli sind die Hänge übersät mit kleinen, dunklen Beeren.
„Schworzbar“, wie wir hier sagen.

Manche tun so, als würden sie nur naschen.
Andere sammeln heimlich für den Kuchen danach.
Aber egal wie – die Pause hier dauert oft ein bisschen länger.
Zu schön ist die Aussicht. Zu süß die Beeren.
Und irgendwie will niemand so schnell wieder weiter.
Dichter Wald und klares Wasser

Vom Aussichtspunkt geht es langsam bergab.
Weicher Waldboden, der Duft von Moos –
die Welt wird wieder stiller.

Dann, ganz ohne Vorwarnung, öffnet sich der Wald.
Der Forstsee liegt vor uns.
Unberührt. Klar. Fast ein bisschen geheimnisvoll.
Hierher verirrt sich selten jemand zufällig –
aber wer einmal da war, kommt meist wieder.

Der See ist Natur pur:
keine Straße, kein Lärm, nur Stille und sanftes Gluckern.
Nur drei Häuschen verstecken sich zwischen den Bäumen.

Der Forstsee lädt zum Verweilen ein.
Manche springen rein – ob in Badehose oder wie die Natur uns schuf.
Andere umrunden ihn ganz gemütlich.
Der Weg führt direkt am Ufer entlang, über Wurzeln, durch Heidekraut,
mal auf, mal ab – nie langweilig, nie anstrengend.
Ein echter Geheimtipp.
Und mittendrin?
Eine zutrauliche Entendame.

Sie kommt schnatternd ans Ufer,
als hätte sie genau auf uns gewartet.
Nicht aufdringlich, aber sehr neugierig.
Sie lässt sich bewundern, sogar fotografieren –
und wenn jemand ein paar Brösel dabei hätte,
wäre das Vertrauen schnell gewonnen.

Wir lassen den Forstsee hinter uns –
noch einmal ein letzter Blick über das stille Wasser,
ein Nicken zur Entendame,
dann geht’s weiter.
Auf leisen Sohlen – und dann blitzt etwas Grün

Der Weg wird wieder schmaler.
Ein schmaler Trampelpfad folgt einem kleinen Bach,
der fröhlich dahinplätschert –
und ganz nebenbei unsere Richtung vorgibt:
immer weiter Richtung Saisser See.

Links und rechts wuchert das Grün,
Farne, Moose, Brombeerranken –
und dazwischen immer wieder Sonnenflecken,
die durch die Baumwipfel tanzen.

Und plötzlich:
ein blitzendes Smaragdgrün auf dem Weg.

Da liegt sie. Ganz ruhig.
Eine Smaragdeidechse.
Langgestreckt, glänzend – als hätte sie sich absichtlich in Pose gelegt.
Sie hebt den Kopf und mustert uns ängstlich.
Ein paar Fotos dürfen wir machen,
dann zieht sie sich wieder zurück ins Gras.

Ein besonderer Moment zum Staunen.
Ein Geschenk der Langsamkeit.

Ein See, wie aus der Zeit gefallen


Der Wald wird lichter, der Weg breiter –

und plötzlich liegt er da, ganz ruhig zwischen den Bäumen:

der Saisser See.


Kein Lärm, keine Hektik,

nur sanftes Glitzern und das feine Spiel von Licht und Schatten auf dem Wasser.

Die Luft riecht nach Moos und Sonne,

nach Sommer und Stille.


Ein kleines Stück weiter betreten wir ein Landschaftsschutzgebiet.

Der Wald wird weicher, die Stimmung fast geheimnisvoll.


Der Moorsee liegt still und schwarz zwischen den Bäumen.

Privat, zurückhaltend, aber nicht unnahbar.

Nur sechs Meter tief,

mit wenigen Zuflüssen –

und im Sommer wärmer als man glaubt:

über 25 Grad schafft er locker.


Wer hier badet, tut es leise.

Man spürt sofort, dass man Gast ist in einer anderen Welt.

Die Fische ziehen lautlos ihre Kreise,

Libellen tanzen übers Wasser.

Es ist einer dieser Orte,

an denen man instinktiv leiser spricht –

nicht aus Zwang,

sondern aus Ehrfurcht.


Ein letzter Moment zum Innehalten,

bevor wir wieder zurück in die Zivilisation gleiten.

Zurück durchs Flüstern der Schlucht

Vom Moorsee führt der Weg gemächlich weiter, zurück Richtung Kranzlhofen.
Ein stilles kleines Örtchen, das kaum auffällt,
wäre da nicht die älteste Kirche der Gemeinde.
Sie steht ganz selbstverständlich da –
mit wettergegerbtem Mauerwerk, das Geschichten erzählen könnte.

Dann geht’s weiter zum Teufelsgraben.
Der Name klingt gefährlicher als es ist –
doch ein bisschen Gänsehaut gehört dazu.

Der Pfad wird schmaler, die Luft kühler.
Hier ist die Natur ein bisschen dramatischer, aber lieblich.
Ein Ort, der wach macht und der die Sinne schärft.

Der Teufelsgraben ist kein Ort zum Eilen.
Er ist ein Ort zum Spüren.
Und jeder, der hindurchgeht,
nimmt ein bisschen davon mit –
von dieser Schönheit,
die sich nie inszeniert,
aber immer wirkt.

Und dann – plötzlich – öffnet sich der Wald.
Vor uns liegt Velden,
das Wasser des Wörthersees,
und irgendwo in der Ferne:
das leise Schnattern der Entendame vom Forstsee.